A wie Archive

Wann immer über das Potenzial des öffentlich-rechtlichen Mediensystems im Internetzeitalter diskutiert wird, kommen auch die ungeheuren Schätze zur Sprache, die in den elektronischen Archiven der Anstalten lagern, und die man nunmehr der Allgemeinheit zugänglich machen sollte.

Die Intuition ist klar: Das hat der Gebührenzahler finanziert, das sollte ihm auch zur Verfügung stehen. Und mit dem Internet und anderen digitalen Übertragungswegen wird auch das Argument der begrenzten linearen Sendeplätze hinfällig: Wer etwas Altes sehen möchte, muss heute nicht mehr auf Wiederholungen warten.

Dass dennoch so wenig an dieser Baustelle gearbeitet wird, hat mit einer Reihe von ungelösten Problemen zu tun:

Erstens gibt es die wirklich lähmende Rechteproblematik. Bei den meisten Produktionen hat man bei der Vertragsgestaltung die Möglichkeit einer Bereitstellung in offenen Rundfunkarchiven schlicht noch nicht berücksichtigt. Dazu kommt, dass vielen Produktionen komplexe Rechtecocktails verschiedener Produzenten zugrunde liegen, die sich oft schon nach wenigen Jahren kaum noch entwirren lassen.

Aber abgesehen von dieser Problematik (vgl. auch Stichwort „C wie Creative Commons“) stellen die Archive die Anbieter auch vor technische und ergonomische Herausforderungen. Offenkundig ist es außergewöhnlich schwierig, ein wirklich nutzerfreundliches großes Medienarchiv aufzubauen.

Aus der Sicht traditioneller Archivwissenschaft gehört dazu – gerade bei audiovisuellen Medien, wo eine Volltextindizierung praktisch unmöglich ist – eine effiziente Verschlagwortung. Und erfahrungsgemäß vergehen Generationen, ehe man sich auch nur auf einen entsprechenden einschlägigen Thesaurus verständigt hat.

Ein anderes Problem ist die Gestaltung eines übersichtlichen Interfaces diesseits der Suchmaske. Auch hier scheitern die Anbieter – oder hat schon mal jemand eine wirklich hilfreich aufgebaute Mediathek gesehen?

Wie in vielen anderen Fällen lohnt es sich auch hier, dem Marktführer Google auf die Finger zu schauen. Auf der Homepage seines Videodienstes YouTube findet man als Nutzer eine vergleichsweise anarchische, aber im Resultat dann doch recht nützlich gegliederte Auswahl an persönlichen Empfehlungen vor. Dem liegt jedoch der Schatz von Zugriffsdaten zugrunde, die Google erhebt, so dass deren System für einen kleineren Anbieter leider kaum kopierbar ist.

Projektfragen: Was wäre eine kompromissfähige Lösung des Rechteproblems, und wie ließe sie sich politisch herbeiführen? Und, abgesehen davon: Wie könnte in der besten aller möglichen Welten, in der alle in einer Anstalt intern archivierten Produktionen auch nach außen freigegeben werden könnten, ein brauchbares, auch von anderen Diensten (Suchmaschinen etc.) integrierbares Medienarchiv aussehen?