Hausdurchsuchung beim ehemaligen Chef, anno 1937

  • Sowjetisches Geld 22997 Rubel und 59 Kopeken, darunter ein Sparbuch über 6180 Rubel und 59 Kopeke
  • Diverse Weine 1229 Flaschen, meist ausländische Weine der Jahrgänge 1897, 1900 und 1902
  • Sammlung pornographischer Fotos: 3904 Stück
  • Pornographische Filme: 11 Stück
  • Zigaretten, verschiedene ausländische, ägyptische und türkische: 11.075 Stück

  • Herrenmäntel, meist ausländische: 21 Stück
  • Persianermäntel: 2 Stück
  • Herrenanzüge ausländischer Produktion: 22 Stück
  • Stiefel aus Chromleder und Chevreauleder: 19 Paar
  • Ausländische Damenschuhe: 31 Paar
  • Ausländische Damenhüte: 22 Stück
  • Ausländische Seidenstrümpfe bester Qualität: 130 Paar
  • Eichhörnchenfelle: 50
  • Persianerfelle: 43
  • Fischotterpelze: 5 Stück
  • Große Teppiche: 17
  • Ausländische Männerunterhemden aus Seide: 43
  • Ausländische Männeroberhemden aus Seide: 2
  • Ausländische Grammophone: 2
  • Ausländische Schallplatten: 399 Stück
  • Ausländische Handschuhe: 37 Paar
  • Ausländische Damenhandtaschen: 16
  • Ausländische Pyjamas: 17
  • Ausländische Krawatten: 34
  • Ausländische Damenschlüpfer aus Seide: 68
  • Ausländisches Angelgerät: 73 Stück
  • Feldstecher: 7
  • Verschiedene Revolver: 19
  • Jagd- und Kleinkalibergewehre: 12
  • Armeegewehre: 2
  • Alte Dolche: 10
  • Schwerter: 3
  • Goldene Uhren: 5
  • Automobil: 1
  • Fahrräder: 3
  • Sammlung von Pfeifen und Mundstücken aus Elfenbein und Bernstein, die meisten mit pornographischen Motiven: 165
  • Penis aus Gummi: 1
  • Zusammenlegbare Filmeleinwand: 1
  • Filmkassetten: 120
  • Antikes Geschirr, 1008 Teile
  • Ausländische Gegenstände: (Heizer, Kühlschränke, Staubsauger, Lampen): 71
  • Ausländisches Parfüm: 95
  • Ausländische Sanitär- und Hygieneartikel (Medizin, Präservative): 115
  • Flügel, Klaviere: 3
  • Schreibmaschine: 1
  • Konterrevolutionäre, trotzkistische, faschistische Literatur: 542

(Quelle: Wladislaw Hedeler: Chronik der Moskauer Schauprozesse 1936, 1937 und 1938. Berlin 2003. Via: Karl Schlögel: Terror und Traum. München 2008. S. 479ff.)

Das ist ein Auszug aus der Inventarliste, die fünf NKWD-Offiziere bei einer Hausdurchsuchung des ehemaligen NKWD-Chefs Genrich Jagoda Anfang April 1937 erstellten. Jagoda hatte den GULAG mit aufgebaut, den ersten Moskauer Schauprozess im Jahre 1936 organisiert und war danach bei Stalin in Ungnade gefallen. Er wurde Ende März 1937 verhaftet, monatelang gefoltert und in einem weiteren Schauprozess im Frühjahr 1938 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Wie sehr viele Opfer der großen Säuberungswelle in der zweiten Hälfte der 30er Jahre stammte Jagoda aus einer jüdischen Familie.

Sein Nachfolger Nikolai Jeschow, dessen kunstsinnige zweite Frau einen weithin gerühmten Salon betrieb und ein legendäres Liebesleben pflegte, hatte den größten Teil der großen Säuberungswelle zu verantworten, bei der viele hunderttausend Menschen ums Leben kamen. Ihn ereilte nur zwei Jahre später ein ähnliches Schicksal.