Armadale, Sitz der MacDonalds

Gerade habe ich den Text eines Studenten zum Thema Lost Places-Fotografie redigiert. Das hat die Erinnerung wachgerufen an ein Erlebnis im Sommer des Jahres 1971. Damals war ich als Junge mit meinen Eltern und Geschwistern per Auto in Schottland unterwegs.

Ein verlassenes Bootshaus an einer Küstenstraße im Süden der Isle of Skye brachte uns zum Aussteigen. Uns fiel die außerordentlich schöne und reichhaltige Vegetation des Küstenstreifens auf. Deshalb folgten wir einem Pfad durch urwaldartiges Grün ins Landesinnere. Schon nach Kurzem wurde klar, dass es sich um einen verwilderten Park handelte, voller Blumen und exotischer Pflanzen. Wenig später erreichten wir den dazugehörigen Herrensitz – eine Schlossruine, die aber wohl teilweise noch vor nicht allzu langer Zeit bewohnt gewesen war.

Foto: Wojsyl / Wikimedia Commons
Armadale Castle heute (Foto: Wojsyl / Wikimedia Commons)

Die Tür war nicht verschlossen, und wir verschafften uns Eintritt. In der Halle starrte uns von der Wand ein riesiger Hirschkopf an, nur mehr Geweih und Schädel, von dem das Fell in Fetzen herunterhing. Ein umgeworfener Rollstuhl, verrottete Möbel, Geschirr, sogar noch aufgeschlagene Bücher. Alles sah so aus, als hätten die Bewohner das Schloss irgendwann in den 20er Jahren überstürzt verlassen, ohne etwas mitzunehmen, ohne Haushaltsauflösung und Entrümpelung.

Nach einem ausführlichen Streifzug durch die Räume und die umliegenden Gartenanlagen verließen wir das Anwesen in ehrfürchtiger Stimmung. Wir haben uns dann im nächsten Ort nach dem Namen erkundigt. Armadale Castle hieß es. Die weiteren Auskünfte haben wir wegen des starken schottischen Dialekts des Pub-Owners nicht so recht verstanden, aber der Name ist mir im Gedächtnis geblieben.

3 Comments

  1. Ja, faszinierende Orte.
    (Wobei etliche der sog. “Lost Places” am Wochenende eher was von einem Taubenschlag haben… 😛 )

  2. Ja, das Irre war: Das war in Armadale damals absolut nicht der Fall, wie man an den zahllosen herumliegenden Alltagsgegenständen in den offen zugänglichen Räumen sehen konnte. Die hätten sich sonst nicht über fast fünfzig Jahre gehalten. Dort gab es nicht einmal echte Tauben.

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